Frühwarnsysteme für Unternehmen: Krisen rechtzeitig erkennen und handeln
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Frühwarnsysteme für Unternehmen: Krisen rechtzeitig erkennen und handeln

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Die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland sind nach wie vor hoch und steigen seit der Corona-Krise kontinuierlich an. Besonders betroffen sind die Branchen Verkehr, Gastgewerbe und Baugewerbe . Der Start ins neue Jahr steht daher für viele Unternehmen unter keinem guten Stern. Doch mit den richtigen Strategien und Frühwarnsystemen können Unternehmen Krisen frühzeitig erkennen und sich wirksam schützen.

Die neue Realität der Unternehmensführung

Die Zeiten, in denen sich Unternehmer ausschließlich auf ihr Bauchgefühl verlassen konnten, sind vorbei. Die heutigen Herausforderungen erfordern einen strukturierten Ansatz zur Risikoerkennung. Unternehmenskrisen verlaufen in der Regel in zwei Phasen: der latenten und der akuten Phase.

In der latenten Phase, wenn erste Warnsignale auftreten, ist der Handlungsspielraum noch groß. Quick-Checks und umfassende Unternehmensanalysen helfen hier, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.

Effektive Frühwarnsysteme implementieren

Ein professionelles Frühwarnsystem basiert auf der regelmäßigen Analyse aussagekräftiger Kennzahlen. Besonders wichtig dabei sind:

  • Die Analyse von Kundenbeziehungen und Marktposition
  • Die Überwachung der operativen Effizienz
  • Ein regelmäßiges Controlling der finanziellen Stabilität
  • Die frühzeitige Erkennung von Zahlungsunfähigkeitsrisiken

Ansätze für Frühwarnsysteme

Ein effektives Frühwarnsystem muss nicht so komplex sein, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nehmen wir ein fiktives Beispiel eines mittelständischen Möbelherstellers. Das Unternehmen hat für verschiedene Geschäftsbereiche ein „Ampelsystem“ entwickelt, bei dem jeder Bereich seine eigenen Frühwarnindikatoren definiert. Die Produktion achtet beispielsweise auf die Maschinenauslastung und Ausschussquoten, während der Vertrieb Angebotserfolgsquoten und Kundenfeedback monitort.

  • Grün: Geschäft läuft normal
  • Gelb: Erste Warnsignale erkennbar
  • Rot: Sofortiger Handlungsbedarf

Mit diesem System kann das Unternehmen frühzeitig auf Veränderungen reagieren und gezielte Maßnahmen ergreifen, bevor die Situation kritisch wird.

Merkmale und Management der akuten Krise

Werden Warnsignale übersehen oder nicht rechtzeitig adressiert, kann sich eine latente zu einer akuten Krise entwickeln. Eine akute Unternehmenskrise ist durch unmittelbaren Handlungsdruck gekennzeichnet. In dieser Phase ist die insolvenzrechtliche Prüfung nach IDW S 11 wichtig. Diese umfasst die Prüfung der Zahlungsunfähigkeit nach § 17 InsO, der drohenden Zahlungsunfähigkeit sowie einer möglichen Überschuldung nach § 19 InsO.

Auch die Fortbestehensprognose wird nun erforderlich. Sie muss eine detaillierte Zahlungsfähigkeitsprognose für mindestens 12 Monate bei Überschuldung und 24 Monate bei Zahlungsunfähigkeit beinhalten und eine realistische Analyse der Geschäftsperspektive im Sinne des Going-Concern-Prinzips liefern. Wichtig ist dabei eine ehrliche Einschätzung der Sanierungsfähigkeit.

Zudem ist in der akuten Phase ein schnelles, aber wohlüberlegtes Handeln gefragt. Die Sicherung der kurzfristigen Liquidität steht dabei an erster Stelle, gefolgt von Verhandlungen mit wichtigen Gläubigern und Stakeholdern. Parallel dazu muss ein tragfähiges Sanierungskonzept entwickelt werden.

Professionelles Sanierungsmanagement

Die Bewältigung einer akuten Krise erfordert ein professionelles Sanierungsgutachten nach IDW S 6. Dieses muss aufzeigen, wie sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Renditefähigkeit wiederhergestellt werden können. Entscheidend ist dabei die realistische Einschätzung der Fortführungsfähigkeit und die Entwicklung konkreter Sanierungsmaßnahmen. Lesen Sie hier mehr zum IDW S 6 Gutachten.

Digitalisierung als Chance

Doch soweit muss es nicht kommen. Moderne Technologien ermöglichen heute ein effizienteres Monitoring von Geschäftsprozessen. So können Kennzahlen in Echtzeit überwacht, Trends frühzeitig erkannt und der Übergang von einer latenten zu einer akuten Krise verhindert werden.

Ausblick

Die steigende Zahl der Unternehmensinsolvenzen zeigt deutlich: Wer Warnsignale nicht frühzeitig erkennt und gegensteuert, riskiert die Existenz seines Unternehmens. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der systematischen Früherkennung von Risiken und der konsequenten Umsetzung geeigneter Gegenmaßnahmen. Mit den richtigen Werkzeugen können potenzielle Krisen bereits im Vorfeld vermieden werden. So können Sie mit einem guten Gefühl und voller Zuversicht in das neue Jahr starten.

Unsere Experten stehen Ihnen in allen Phasen zur Seite und unterstützen Sie auch in kritischen Situationen.

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Ansprechpartner

Alexander Waschinger
Unternehmensberater in Dingolfing, Straubing
Tel.: +49 8731-7596-0

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