Liquidität im Mittelstand sichern: So funktioniert Factoring als Finanzierungsoption
Die Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität ist für kleine und mittlere Unternehmen zur Aufrechterhaltung und Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit von wesentlicher Bedeutung. Factoring ist ein bewährtes Instrument, um die Liquidität mittelständischer Unternehmen schnell zu erhöhen. Was Factoring ist und welche Vorteile es für Unternehmen hat, erklärt Johannes List.
Was ist Factoring?
Im Geschäftsleben ist es keine Seltenheit, dass Unternehmen nach dem Versand von Rechnungen wochen- oder gar monatelang auf den Zahlungseingang ihrer Kunden warten müssen. Das kann die Liquidität massiv belasten und die Liquiditätsplanung erheblich erschweren. Eine Lösung bietet Factoring.
Dabei werden Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen an eine Factoring-Gesellschaft, auch Factor genannt, verkauft. Diese zahlt dem Unternehmen sofort einen Großteil der Forderung, in der Regel zwischen 70 und 90 Prozent, abzüglich einer Gebühr. Der Factoring-Anbieter übernimmt dann oftmals auch das Inkasso der ausstehenden Forderungen und überweist den Restbetrag an das Unternehmen, sobald die Zahlungen der Kunden eingegangen sind.
Verschiedene Arten des Factorings
Es gibt verschiedene Arten von Factoring, darunter:
- Echtes Factoring: Die Factoring-Gesellschaft kauft die Forderungen und übernimmt das Ausfallrisiko.
- Unechtes Factoring: Die Factoring-Gesellschaft kauft die Forderungen, übernimmt jedoch kein Ausfallrisiko.
- Full-Service-Factoring: Die Factoring-Gesellschaft übernimmt das Ausfallrisiko und bietet zusätzliche Dienstleistungen wie Buchhaltung und Kreditprüfung an.
- Inhouse-Factoring: Das Unternehmen behält die Kontrolle über die Forderungen und nutzt die Factoring-Gesellschaft nur zur Finanzierung.
- Offenes Factoring-Verfahren: Der Kunde wird über den Forderungsverkauf an die Factoring-Gesellschaft informiert und bezahlt die Rechnung direkt an diese.
- Stilles Factoring-Verfahren: Der Kunde wird über den Forderungsverkauf nicht informiert.
Die Wahl der passenden Factoring-Form hängt von den Unternehmenszielen und -anforderungen ab. Die Kosten variieren in der Regel je nachdem, ob der Factor das Ausfallrisiko übernimmt und wie es um die Bonität der anzukaufenden Forderungen bestellt ist.
Vor- und Nachteile von Factoring
Factoring bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile. Es verschafft sofortige Liquidität und ermöglicht die Realisierung offener Forderungen mit geringem Zeit- und Kostenaufwand. Außerdem stehen die liquiden Mittel dem Unternehmen sofort zur Verfügung. Bei einigen Formen des Factorings übernimmt die Factoring-Gesellschaft das Ausfallrisiko, was die Finanzsituation des Unternehmens stärken kann. Darüber hinaus entlastet Factoring den Finanzierungsspielraum der Hausbanken des Unternehmens.
Jedoch gibt es auch Nachteile. Factoring ist mit Kosten verbunden, die in die Preisgestaltung einfließen müssen. Kunden zahlen ihre Rechnungen je nach Factoring-Art nicht direkt an das liefernde Unternehmen, was potenziell zu Verwirrung führen kann. Außerdem verliert das verkaufende Unternehmen die Kontrolle darüber, wie die Forderungen bei den Kunden eingetrieben werden.
Wann ist Factoring sinnvoll?
Factoring ist besonders vorteilhaft für Unternehmen in Branchen mit langen Zahlungszielen, saisonalen Schwankungen oder hohem Wachstum.
Factoring in Deutschland immer beliebter
Factoring gehört zu den beliebtesten Finanzierungsformen. Im ersten Halbjahr 2023 wurde laut Deutschem Factoring-Verband ein Factoringumsatz von rund 192,8 Milliarden Euro erzielt, rund 106.000 Kunden nutzten diese Finanzierungsform. Nicht nur Großunternehmen, sondern auch immer mehr Mittelständler, Kleinunternehmen und Start-ups nutzen Factoring, um ihre Liquidität zu optimieren.
Factoring ist somit eine effiziente Möglichkeit, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre finanzielle Stabilität zu erhalten und Wachstum zu fördern. Bei der Entscheidung für oder gegen Factoring sollten Unternehmen stets ihre individuelle finanzielle Situation und ihre geschäftlichen Anforderungen berücksichtigen. Wichtig ist auch, eine ausgewogene Unternehmensfinanzierung anzustreben, die verschiedene Finanzierungsquellen berücksichtigt, um nicht in Abhängigkeit zu geraten.
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