Eine Reihe etablierter Radprofis ist in den Fokus belgischer Steuerfahnder gerückt. Neben Teammanager Patrick Lefevre soll Tom Boonen in die Affäre verstrickt sein. Es gehe laut Medienberichten um „hohe Beträge“. „Es geht um Steuerhinterziehung, wobei es die Absicht war, mithilfe eines komplexen Betrugssystems Einkünfte der Radrennfahrer vor dem Finanzamt zu verbergen“, so die Staatsanwaltschaft.
Boonen geriet bereits einmal mit der Steuerfahndung in Konflikt, einigte sich damals außergerichtlich. Der Sprintspezialist hat seinen Hauptwohnsitz in Monaco, soll sich aber überwiegend in Belgien aufhalten. Ob es dieses Mal tatsächlich zu einer Anklage kommt, bleibt abzuwarten.
Beim Thema Steuerhinterziehung wird es ernst. Spätestens der Fall Hoeneß hat gezeigt, dass die Justiz mit Freiheitsstrafen reagiert. Insbesondere bei den hohen Summen, die der kommerzialisierte Sport der Moderne verkörpert, sollten Athleten vorsichtig sein. Nicht immer ist ein Betrug der Hintergrund steuerrechtlicher Vergehen. Wir bleiben dran.
Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask
Der Gebrauch unerlaubter Mittel in großem Stil im ProTeam Astana wird immer transparenter. Der fünfte positive Dopingbefund innerhalb weniger Monate lässt den kasachischen Radsportstall noch bedenklicher erscheinen, als er ohnehin war. Immerhin sagte Astana-Chef Alexandre Vinokourov diesem Treiben nun den Kampf an: „Die jungen Radsportler sind verrückt, wenn sie nicht begreifen, dass Doping keinen Platz mehr hat.“ Was für eine inhaltsschwere Aussage vor dem Hintergrund, dass Vinokourov selbst eine nicht unerhebliche Dopingvergangenheit hat. Derzeit bespricht sich die UCI in Bezug auf etwaige Konsequenzen für das Astana-Team. Noch im Dezember soll eine Stellungnahme erfolgen. Ob gar ein Lizenzentzug droht, bleibt abzuwarten.
Sportartwechsel. Die IBU hat unterdessen „positive“ Nachrichten zu vermelden. Dank einer neuen Analysemethode sei es nun möglich, in Nachtests synthetisches EPO nachzuweisen. Prompt wurden drei Doper ausfindig gemacht. Bei Irina Starych und Ekaterina Jurjeva bestätigten sich lediglich bereits nachgewiesene und geahndete Vergehen, bei Alexander Loginov hingegen handelt es sich um eine Neuentdeckung. Er wurde vorläufig suspendiert. Auffällig ist, dass in letzter Zeit eine Reihe von russischen Biathleten des Dopings überführt werden konnten. Dies bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass bei der Russischen Biathlon Union mehr gedopt wird als bei anderen Nationalverbänden. „Es gibt ja sehr viele verschiedene EPO-Sorten, die man nicht alle nachweisen kann. Was die Verfügbarkeit hoher technischer Mittel oder guter EPO-Präparate betrifft, ist Russland sicher ins Hintertreffen geraten. Russland hat auf diesem Sektor im Gegensatz zu früher einiges an Rückstand erlitten, was damit zusammenhängt, dass das Land technologisch nicht auf dem Stand ist wie die Industrieländer“, so der Dopingexperte Fritz Sörgel. Ob dies tatsächlich der Grund für die jüngsten Dopingresultate ist, kann nur gemutmaßt werden.
Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask
Ein erneuter Dopingfall beim kasachischen Radsportteam Astana lässt bei der UCI nun endgültig die Alarmglocken läuten. Nachdem es bereits die Iglinksi-Brüder erwischt hatte, gab der Radsportweltverband bekannt, dass Ilja Davidenko Ende August positiv auf anabole Steroide getestet worden sei. „Die UCI wird nun die Lizenz-Kommission auffordern, eine komplette Untersuchung des Managements und der Anti-Doping-Politik des Astana ProTeams vorzunehmen“, hieß es nunmehr auf einer Presseerklärung des Verbands. Bereits zuvor äußerte die UCI Bedenken hinsichtlich der künftigen Lizenzierung Astanas.
Astana ist eines der finanzstärksten Teams der ProTour. Seit Gründung machte es zahlreiche Schlagzeilen in Sachen Doping. Bei der diesjährigen Tour de France stellte Astana den Gesamtsieger, Vincenzo Nibali. Bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen ergeben werden.
Dennis Cukurov
Nachdem Lance Armstrong unter anderem unter Eid gestanden haben soll und zudem seine offenbar vollendete moralische Kehrtwende publik machte, kommen nunmehr weitere Enthüllungen seiner Radsport-/Dopingvergangenheit ans Licht. So sollen laut Medienberichten Passagen aus dem neuen Buch der US-Journalistin Juliet Macur, das mit „Lance Armstrong: Wie der erfolgreichste Radprofi aller Zeiten die Welt betrog“ betitelt wird, entlarven, dass der siebenfache Tour-de-France-Champion das Codewort „Butter“ als Synonym für Dopingmittel genutzt und das systematische Doping mit EPO im Radrennsport 1995 begonnen haben soll. Auf letzteren Umstand reagierend habe der US-Amerikaner seinerzeit gesagt: „Die anderen dopen, und wir gucken in die Röhre.“ Daraufhin habe er Michele Ferrari, einen italienischen Arzt, engagiert und für Dopingpläne fürstlich entlohnt.
Die enthüllende Biografie kommt im Übrigen zur richtigen Zeit. Aktuell laufen gegen den ehemaligen Star Prozesse mit einem aufsummierten Streitwert von über € 100 Millionen.
Zu hoffen bleibt nur, dass sich die heutige sowie die kommenden Generationen kein Beispiel daran nehmen.
Dennis Cukurov
Die UCI hat sich über die jüngsten Dopingvorfälle im kasachischen Rennstall Astana Pro Team besorgt gezeigt und Konsequenzen angekündigt. „Wir werden mit dem Team sprechen, ob dort alles getan wird, damit die Fahrer keine leistungssteigernden Substanzen verwenden“, so der Weltradsportverband. Weiterhin hieß es: „Sobald wir die Situation beurteilen können, werden wir entscheiden, ob Veränderungen intern nötig sind oder ob die Voraussetzung für den Erhalt der Lizenz in Übereinstimmung mit dem WADA-Code verändert werden müssen.“ Jedenfalls handle es sich um eine „sehr ernste Angelegenheit“.
UCI-Boss Brian Cookson deutete gar einen potentiellen Ausschluss an: „Ich bin mir sicher, dass dies etwas ist, das die Lizenzkommission berücksichtigen wird, wenn sie ihre Lizenzen für 2015 festlegt.“ Bleibt abzuwarten, wie das Team rund um Alexandre Vinokourov, den ehemaligen Edelhelfer von Jan Ullrich und heutigen Teamchef Astanas, reagieren wird.
Dennis Cukurov