Zweifelhaftes FIFA-Dopingkontrollsystem II (Forts.)
Bereits im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde viel diskutiert, ob und wie effektiv Dopingkontrollen bewältigt werden könnten. Zum ersten Mal in der Geschichte stand im Austragungsort kein Anti-Doping-Labor zur Verfügung. Stattdessen sollte ein Anti-Doping-Labor in Lausanne, Schweiz die Aufgabe übernehmen. Vor den Halbfinals präsentierte der Weltfußballverband (FIFA) nun ihre Analyseergebnisse: 777 Tests, davon 232 während der Endrunde, kein einziger Dopingfall. Sollte bis zum Finale zudem keiner hinzukommen, dürfte sich die FIFA über die fünfte dopingfreie WM freuen.
Ob die Zahlen allerdings die Realität widerspiegeln, dürfte zumindest unter 3 Gesichtspunkten fraglich bleiben. Kritisch ist zum einen, dass die FIFA wohl jede Mitwirkung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ablehnt. „Es gibt kein unabhängiges Beobachterprogramm, das ist das Entscheidende. Wenn sie alles in Eigenregie machen und keine externe Kontrolle zulassen, ist das alles hinfällig“, sagte Sörgel, Pharmakologe und Dopingexperte gegenüber Medienvertretern. Zum anderen sollen zwar alle Proben innerhalb von 60 Stunden analysiert worden sein. Transportbeschädigungen, Verzögerungen oder Verluste auf der gut 9000 km langen Luftstrecke jedoch sind zumindest denkbar. Auf Nachfrage wurde darüber hinaus eingeräumt, dass keinerlei unangekündige Trainingskontrollen stattgefunden hätten. Sörgel: „Natürlich funktioniert Doping auch zwischen den Spieltagen. EPO in Niedrigdosierung oder geschickt gemischt, ist nur ein paar Stunden nachweisbar und damit ein gewaltiges, ungelöstes Problem.“
Letztlich: Ist das Dopingkotrollsystem der FIFA lediglich ein Alibiprogramm? Angesichts der Bestechungs- und Verschleierungsdebatten, die in den letzten Tagen und Wochen verlautbart wurden, sei diese polemische Frage gestattet.
Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask