Menschenrechtsverletzungen in China, setzt Deutschland ein Zeichen?

(07.12.2021)

Laut Amnesty International ist die Menschenrechtslage in China geprägt davon, dass abweichende Meinungen systematisch und massiv unterdrückt werden. Das Justizwesen ist weiterhin durch unfaire Prozesse sowie Folter und andere Misshandlungen in der Haft gekennzeichnet. Trotzdem sollen in China Olympische Spiele ausgetragen werden. Für internationale und deutsche Sportfunktionäre und die deutsche Politik schien das, kein Hindernis zu sein. Bis jetzt. Nachdem die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai am 2. November 2021 einen Bericht im chinesischen Internet veröffentlichte, überdauerte dieser Beitrag 30 Minuten die Zensur. Peng schildert darin, dass sie über Jahre eine Affäre mit Zhang Gaoli hatte, dem früheren Vizepremier Chinas, offenbar einvernehmlich. Bis Zhang die Tennisspielerin vor drei Jahren missbrauchte, so Pengs Vorwurf. Peng schrieb selbst in ihrem Bericht, dass sie von einer selbstzerstörerischen Handlung ausgeht. Die Tennisspielerin verschwand kurze Zeit später aus der Öffentlichkeit. Die Sportpolitik übte daraufhin Druck auf die chinesische Regierung aus und forderte ein authentisches Lebenszeichen von der Tennisspielerin, voran die Tennis-Vereinigung WTA. Thomas Bach und das IOC gaben sich mit einem Videotelefonat mit der Tennisspielerin am 21.11.2021 zufrieden, von dessen Inhalt nicht viel an die Öffentlichkeit gelangte. Angeblich beteuerte die Tennisspielerin darin ihr Wohlergehen. Es macht den Anschein, dass das IOC den reibungslosen Ablauf der Olympischen Winterspiele 2022 im Blick hat. Ähnlich verhielt sich das IOC seinerzeit im Fall des Geologen Jewgeni Witischiko vor den Winterspielen 2014 in Sotschi. Witischiko hatte gegen die Umweltschäden des Mega-Events protestiert und den örtlichen Gouverneur gegen sich aufgebracht und wurde schließlich „aus dem Verkehr gezogen“ – drei Jahre Lagerhaft. Dr. Bach sinnierte damals, Witischiko habe gegen russische Gesetze verstoßen. Damit war für das IOC die Sache erledigt. IOC-Präsident Dr. Thomas Bach laviert damals wie heute, um die Olympischen Spiele – aus Sicht des IOC – nicht zu gefährden. Das sportpolitische Blatt scheint sich, zugunsten der Tennisspielerin zu wenden. Zunächst hat die WTA sämtliche Turniere in China gestrichen. Dieser Schritt ist sehr mutig, da dem Tennissport viel Geld verloren geht. Aufgrund anhaltender Kritik seitens des WTA Präsidenten auf das IOC hat sich Thomas Bach nun doch nach einem Telefonat mit der Tennisspielerin besorgt gezeigt. Auch in den höchsten außenpolitischen Kreisen in Brüssel hat das Telefonat, das Thomas Bach am vorvergangenen Wochenende mit Peng geführt hatte, nicht überzeugt. Zudem haben die USA mit einem Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking gedroht ebenso wie die deutsche Interimsaußenministerin Annalena Baerbock. Sollten noch mehr Staaten mitziehen, könnte das ein Zeichen des Sports gegen Menschenrechtsverletzungen in China sein und zukunftsweisende Wirkung haben. Die politische Bedeutung des Sports wird erkannt.

Jessica Konschak/ Steffen Lask



Autor:
Jessica Konschak
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