Moderner Fünfkampf ohne Reiten?

(08.11.2021)

Die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu lag nach den Disziplinen Schwimmen und Degenfechten bei den Olympischen Spielen 2021 auf Rang 1. Nach dem Springreiten rutschte sie auf Rang 31 zurück. Das ihr zugeloste Pferd, Saint Boy verweigerte den Parcours. Schleu schlug aus purer Verzweiflung, in Tränen aufgelöst, immer wieder mit der Gerte auf das Pferd ein und nutzte die Sporen. Die Bundestrainerin Kim Rainser rief deutlich hörbar “Hau mal richtig drauf! Hau drauf!“ Dieses Verhalten bleibt für Schleu, Bundestrainerin Rainser, den Modernen Fünfkampf und die Verbände nicht folgenlos. Der deutsche Tierschutzbund hat Strafanzeige gegen Reiterin Annika Schleu und ihre Trainerin Kim Raisner gestellt. Nun ermittelt nach Feststellung eines Anfangsverdachts die Potsdamer Staatsanwaltschaft gegen die Athletin wegen Tierquälerei. Nach dem deutschen Strafrecht kann ein Täter zu bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt werden. Sollte tatsächlich ein hinreichender Tatverdacht angenommen werden, ist mit einem solchen Strafmaß sicher nicht zu rechnen. Im Pferdesport kam es bisher zumeist zu Verurteilungen zu Geldstrafen. Für den Sportler stärker einschneidende Sanktionen kommen von den Verbänden. Diese können Wettkampfsperren aussprechen. Der Weltverband der modernen Fünfkämpfer, UIPM, hat Schleu bereits freigesprochen. Ihre Bundestrainerin Kim Raisner wurde für ihre umstrittenen Handlungen vom Disziplinarausschuss des Weltverbandes angewiesen, ein Trainingsseminar zum richtigen Umgang mit Pferden zu absolvieren. Erst danach darf sie wieder für einen UIPM-Wettkampf akkreditiert werden. Zudem erhielt sie einen offiziellen Verweis. Bei einer Wiederholung eines solchen Vorfalls muss sie mit dem Entzug ihrer Trainerinnen-Lizenz rechnen. Dem Modernen Fünfkampf droht jedoch nun das Olympia-Aus. Kurz nach den Ereignissen bei den Sommerspielen in Tokio hatte Klaus Schormann (Fünfkampf- Weltpräsident) noch versichert, „dass Reiten als integraler Bestandteil des modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin“ bleibe. Um den Olympia-Status für Paris 2024 nicht zu verlieren, soll nun aber verbandsintern gegen das Springreiten abgestimmt worden sein. Klaus Schormann bestätigte dies am 07.11.2021. Nun soll das Springreiten nach den Olympischen Spielen 2024 aus dem Modernen Fünfkampf gestrichen und durch eine andere Sportart ersetzt werden. Nach Berichten der englischen Zeitung Guardian und des Olympia-Portals „insidethegames“ zufolge hat dies der Weltverband UIPM als Konsequenz aus dem Eklat in Tokio beschlossen. Zunächst wurde über eine Radkonkurrenz gesprochen und es schien, als würde man noch nicht die konkrete Raddisziplin bekannt geben wollen. Jetzt steht fest, dass Reiten nicht durch Radsport ersetzt wird. Man ist sich in der UIPM bereits über die Ersatzsportart einig geworden. Diese wird allerdings noch geheim gehalten. Ein Tausch hin zu einer anderen Sportart bringt „einschneidende Veränderungen“ mit sich. Noch gibt es Athleten-Proteste gegen den Verband, da dieser die Entscheidung getroffen hat, ohne die Athleten und Mitgliedsverbände zu konsultieren.

Jessica Konschak/ Steffen Lask



Autor:
Jessica Konschak
jessica.konschak@ecovis.com
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