Der Doping-Fall Tyson Gay

(22.05.2014)

Tyson Gay, der US-amerikanische Sprinter, hat sich einen unerlaubten Vorteil verschafft. Er hat gedopt. 2013 lieferte der dreifache Weltmeister von 2007 zwei positive Dopingproben ab und wurde daraufhin für zwei Jahre gesperrt. Doch das allein ist nicht genug. Er musste 500.000 Dollar an Prämiengeldern von Leichtathletiksportfesten an die Veranstalter zurückzahlen. Zudem kündigte Adidas nach Bekanntwerden des Vergehens unverzüglich den Sponsorenvertrag, sodass Gay seinen wichtigsten Förderer verlor.

Anfang Mai wurde nun die Sperre um die Hälfte reduziert, da Gay angeblich mit den Behörden kooperiert haben soll. Diese Kürzung geschah sehr zur Überraschung des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF. Er nahm erstmals Anfang der Woche Stellung. So würde der IAAF sehr gerne wissen, worin eigentlich die maßgebliche Hilfe bestehe, welche Gay den Ermittlern der amerikanischen Antidopingagentur Usada gewährt haben soll, um von der Kronzeugenregelung zu profitieren. Mutmaßungen über die abgelieferten Informationen von Gay gibt es viele. Der US-Journalist und Buchautor David Epstein hat mit seinen Recherchen bereits aufgeklärt, woher die Crème kam, welche die verbotenen Substanzen enthielt. So soll ein Chiropraktiker aus Atlanta, welcher zahlreiche Spitzensportler zu seinen Patienten zählt, das Mittelchen besorgt und verteilt haben.

Inwiefern die amerikanischen Ermittler Erfolg haben werden bei dem Vorgehen gegen das Doping-Netzwerk hinter Tyson Gay, kann auch Epstein nicht sagen. Aber er ist zuversichtlich, dass die Usada demnächst mit Erfolgsmeldungen Schlagzeilen machen wird: „Die einjährige Sperre werden viele für sehr milde halten. Aber die amerikanische und die Welt-Antidopingagentur wollen zunehmend das tun, was das FBI im Kampf gegen die Mafia gemacht hat: Sie wollen Athleten, die man durch Tests erwischt hat, zu Kronzeugen machen. Das ist der einzige Weg, um gegen Trainer und das Umfeld vorzugehen. Die bilden doch das Gerüst für das Dopingsystem.“ Die Sperre des 31-Jährigen läuft am 23. Juni aus. Ob Tyson Gay in die Leichtathletikstadien zurückkehren wird, ist unbekannt und bleibt fraglich. Die Rehabilitation seines Rufes und Marktwertes, welchen er sich als Herausforderer von Usain Bolt erarbeitet hatte, wird wohl der härteste Kampf in Gays Karriere werden.

Prof. Dr. Steffen Lask



Autor:
Steffen Lask
steffen.lask@ecovis.com
Website

Tags: