Ecclestone-Prozess: Hauptbelastungszeuge sagt aus
(15.05.2014)
Gerhard Gribkowsky ist als Hauptbelastungszeuge die Schlüsselfigur in dem Strafprozess gegen den Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor dem Landgericht in München. Drei Tage lang wurde er von dem Richter und der Staatsanwaltschaft mit Fragen bombardiert. Letztlich bestätigte seine Aussage einmal mehr, was Ecclestone in der Anklage vorgeworfen wird. Der Formel-1-Boss habe aus Furcht um seinen Chefposten den damaligen Vorstand der Bayern LB im Jahre 2006 bestochen und soll so den Verkauf der Formel-1-Anteile der Landesbank ganz im Sinne der Briten gesteuert haben. Nach Aussage Gribkowskys soll er die Forderung gegenüber Ecclestone über 50 Millionen Dollar in einem Beratervertrag erhoben haben. Als jedoch der vorsitzende Richter Noll das in Frage stehende Dokument vorlegte, lässt sich darin eine solche Zahl nicht finden. Noll forderte daraufhin den Zeugen auf: „Strengen Sie Ihr Gedächtnis an“. Eine Entschuldigung Gribkowskys folgte. Er räumte ein, dass die 50 Million Dollar wohl eher auf einer Unterhaltung mit einem Vertreter von Ecclestones Familienstiftung zurückzuführen seien.
Ecclestone selbst sagt, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Diese Behauptung unterstützt die Aussage des Londoner Journalisten Bower, welcher aus seinen Notizen eines Interviews mit dem Hauptbelastungszeugen zitierte. So sollen sich die beiden „erbarmungslos bekämpft“ haben. Gribkowsky hätte dem Formel-1-Boss in dessen Büro wortlos ein Dokument hinterlassen, welches „für Ecclestones schädlich war“, da es der Aufdeckung der Steuervergehen der Bambino-Stiftung hätte dienen können. Die Verteidigung von Ecclestone hatte für die gestrige Befragung Gribkowskys nur knapp 15 min Zeit. Strategisch wurde schnell klar, worauf es die Anwälte des Angeklagten abgesehen hatten: der Hauptbelastungszeuge Gerhard Gribkowsky sollte vor Gericht möglichst unglaubwürdig erscheinen. Zwar konnte er Details nicht genau wiedergeben, jedoch erinnerte er sich im Großen und Ganzen gut an die Geschehnisse.
Die Vernehmung des Hauptbelastungszeugen war nur ein Vorgeschmack auf das, was vor dem Landgericht München am 30. Juli seine Fortsetzung finden wird. Erst dann wird Gribkowsky abermals vor Gericht erscheinen müssen. Richter Noll fasst letztlich nach der nur kurzen und straffen Befragung der Anwälte Ecclestones zutreffend zusammen: „Ich habe das Gefühl, die Verteidigung hat noch Fragen“.
Prof. Dr. Steffen Lask
Autor:
Steffen Lask
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