Von einem auf elf Mitarbeiter in einem Jahr
Quelle: Sächsische Zeitung / sächsische.de
Autor: Markus van Appeldorn
Die bundesweit tätige Steuerberatungsgesellschaft Ecovis öffnet in Löbau ein Büro für eine spezielle Dienstleistung und wächst stark – auch dank attraktiver Arbeitsbedingungen.
Es ist eine monatlich wiederkehrende Pflicht in jedem Unternehmen: die Lohnzahlung. Weil das komplizierter und aufwendiger ist, als man annehmen mag, lagern immer mehr Unternehmen ihre Lohnbuchhaltung an darauf spezialisierte Anbieter aus. Von diesem Trend profitiert die Löbauer Niederlassung der bundesweit tätigen Steuerberatungsgesellschaft Ecovis. Innerhalb von nur einem Jahr wuchs das Löbauer Büro von einem auf elf Mitarbeiter – möglicherweise auch wegen der besonders familienfreundlichen Arbeitsbedingungen. Aus den Bürofenstern im Dachgeschoss des Arbeitsamtes in der ehemaligen Löbauer Kaserne schweift der Blick auf den Löbauer Berg. Die Räume sind lichtdurchflutet. Um einen großen Tisch im zentralen Besprechungsraum reihen sich bunte Stühle, eine offene, moderne Küche schafft wohnliche Atmosphäre. „Wir wollen schließlich, dass die Mitarbeiter sich hier wohlfühlen und gerne zur Arbeit kommen“, sagt Ines Wollweber. Die Steuerberaterin und Diplom-Betriebswirtin ist Leiterin der Ecovis-Niederlassung in Niesky. Und in Löbau öffnete sie vor einem Jahr ihre ganz spezielle Dependance mit nur einer einzigen Aufgabe: Löhne.
Die Vorteile für ihre Kunden liegen auf der Hand, sagt Wollweber. „Wir bearbeiten Lohnabrechnungen fachlich besser und zuverlässiger als viele Unternehmen es selbst könnten“, sagt sie – und dazu auch noch kostengünstiger. Für die Lohnbuchhaltung müssen Unternehmen nämlich sonst eigene Fachkräfte vorhalten. Und wie schnell wird so eine Fachkraft mal krank oder fällt aus einem anderen Grund aus? Die Lohnzahlung zu verschieben, ist in so einem Fall keine Option. Dazu ist die Lohnzahlung mit den Jahren komplizierter geworden. Aktuelle Zahlungen wie Inflations-Prämien machen nochmal zusätzliche Arbeit und es gibt so viele Dinge, die an der Lohnzahlung hängen. „Selbst für geringfügig Beschäftigte hat ein Unternehmen einen Riesen-Aufwand, allein schon mit der rechtlich vorgeschriebenen Dokumentation“, erklärt Mitarbeiterin Madleen Fischer. Für einen Kunden koste die Dienstleistung für zehn Mitarbeiter rund 1.000 Euro im Monat – ein Betrag, von dem man keine eigene Lohnbuchhaltung in einem Betrieb dieser Größe bezahlen kann. „Wir betreuen hier Kunden vom ortsansässigen Handwerker bis zur international tätigen Aktiengesellschaft“, sagt Wollweber. Löbau und die Oberlausitz sieht sie dabei sogar als Standortvorteil. „Es gibt eine Gegend, wo es bezahlbare Wohnungen und tolle Freizeitangebote gibt, nämlich hier. Wir arbeiten digital, da ist es egal, wo man sitzt“, sagt sie, und: „Wir zeigen hier, dass man als digitaler Dienstleister in Löbau wachsen und attraktive Arbeitsplätze bieten kann.“ Viele Steuerberater bundesweit bieten ihren Mandanten als Dienstleistung auch Lohnbuchhaltung an. Das Problem: Es wird zunehmend schwieriger, qualifizierte Fachkräfte dafür zu finden. Löbau wurde für Wollweber zu einem zufälligen Glücksgriff. „Als wir diese Sparte vor einem Jahr eröffnet haben, haben wir komischerweise gemerkt, dass alle verfügbaren Lohnabrechnungen aus der Gegend von hier kamen“, sagt Wollweber. Also kam Ecovis den Fachkräften im Wortsinn entgegen, statt von ihnen zu erwarten, jeden Tag weite Wege zu pendeln. Und gestartet wurde teilweise mit Quereinsteigern. Ines Wollweber legt besonderen Wert auf familienfreundliches Arbeiten. „Wir haben hier zum Beispiel eine Drillingsmutter. Da gibt es Ausfälle, klar – aber sie ist für uns eine Investition in die Zukunft“, sagt sie. Eine andere Mitarbeiterin hat zuvor bei der Schokoladenfabrik Kathleen in Oderwitz gearbeitet. „Die hat jetzt hier eine gute Perspektive und einen heimatnahen Arbeitsplatz. Alle sind hier hoch motiviert“, sagt sie, und: „Eine weitere ist Mama von zwei Kindern und kann bei uns ihre Weiterbildung im Homeoffice machen.“
Laut Ines Wollweber lohnt sich die Arbeit auch finanziell. ZU den eigenen Löhnen sagt sie: „Vergleichbar zur Branche zahlen wir überdurchschnittlich“ – ohne Zahlen zu nennen. Aber als Lohn-Billigheimer kann die Firma nicht daherkommen. „Wir konkurrieren bei der Stellensuche mit der öffentlichen Hand, Städten und Kommunen.“ Und die öffentliche Hand gehört im Kreis zu den besten Lohnzahlern.