Pflegeversicherung: Die Beiträge steigen
Die Beitragssätze in der Pflegeversicherung könnten sich bis 2040 verdoppeln. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Privaten Krankenversicherung. Der demografische Wandel und die ständigen Leistungserweiterungen in der Vergangenheit verschärfen dieses Problem. Ecovis-Steuerberaterin Theresa Günther in München erklärt, was Versicherte künftig erwarten könnte.
Das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherung (WIP) führt regelmäßig wissenschaftliche Analysen zur Gesundheitsversorgung und -finanzierung durch. So will es die Rolle und Vorteile der privaten Krankenversicherung (PKV) untersuchen und darstellen.
WIP erwartet Anstieg der Beiträge
Die Studie des WIP warnt vor einem drastischen Anstieg der Beiträge in der sozialen Pflegeversicherung (SPV). 2024 lag der Beitragssatz für kinderlose Personen bei vier Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Beitragssatz bis 2030 auf 5,9 Prozent steigen könnte. Bis 2040 erwartet das Institut sogar mehr als doppelt so hohe Beitragssätze für Kinderlose wie heute.
Die steigenden Beitragssätze resultieren unter anderem aus dem demografischen Wandel und der damit verbundenen Nachfrage nach Pflegeleistungen. Zudem führten Reformen in der Pflege langfristig zu steigenden Ausgaben der Pflegekassen. Zwar bringen die Reformen pflegebedürftigen Personen und pflegenden Angehörigen zahlreiche Vorteile und Verbesserungen, aber die Experten fordern langfristig eine Änderung in der Vollversicherung sowie auch in der Pflegezusatzversicherung.
Steuerliche Erleichterungen für Bürgerinnen und Bürger
Im Rahmen seiner Studie nennt das WIP einige Lösungsansätze, um eine Entlastung für die Bürger herbeizuführen:
- langfristige Finanzreformen,
- steuerliche Anreize wie die Abgabenfreiheit der Beiträge,
- kapitalgedeckte Altersvorsorge, bei der die Bürger selbst Rücklagen für die eigene Altersvorsorge bilden.
Momentan zahlen die Arbeitnehmer für die derzeitigen Rentner. Durch den demografischen Wandel entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Zahllast und finanziellem Bedarf der älteren Generation. Eine vermehrte Steuerfinanzierung der Pflege kommt langfristig nicht in Betracht, da die daraus resultierende Steuerlast die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei aktuell ohnehin niedrigem Wirtschaftswachstum noch mehr beeinträchtigen würde. „Wir empfehlen, dass sich Betroffene über die steuerlichen Auswirkungen durch die Pflegereformen und die einhergehenden Herausforderungen bei Pflegebedürftigkeit einer Person beraten lassen“, sagt Günther.
Hintergrund der Studie zur Entwicklung der Beitragsbelastung in der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung
Am 13. Mai 2024 veröffentlichte das WIP seine aktuelle Studie zur Entwicklung der Beitragsbelastung in der PKV und GKV (gesetzliche Krankenversicherer). Sie hatte zum Ziel, die langfristige Entwicklung der Beitragssätze in beiden Systemen zu vergleichen und die Auswirkungen auf die Versicherten zu analysieren. Die Analyse basierte dabei auf Daten des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des PKV-Verbands.
Das Institut wertete diese Daten über verschiedene Zeiträume hinweg aus und verglich dabei die durchschnittliche jährliche Prämien- und Beitragssteigerung pro Versicherten in PKV und GKV. Das Ergebnis waren aufschlussreiche Prognosen für die zukünftige Entwicklung der Beiträge.