Tipps für einen erfolgreichen Start in den Onlinehandel

Wir möchten unsere Praxiserfahrungen mit Ihnen teilen und zwei Anregungen für die steuerliche Anmeldung von Onlinehändlern geben:

1. Die Anwendung der Kleinunternehmerregelung ist für den Onlinehandel in der Regel nicht empfehlenswert

a) Die europäische Unternehmenszentrale von Amazon befindet sich in Luxemburg. Nach Angabe der angeforderten USt-Identifikationsnummer (USt-ID) greift bei Eingangsrechnungen von Amazon das Reverse-Charge-Verfahren. Umsatzsteuer muss an das deutsche Finanzamt abgeführt werden. Nur sofern die Kleinunternehmerregelung nicht in Anspruch genommen wird, kann in gleicher Höhe Vorsteuer geltend gemacht werden. (+/- 0 EUR). 
Bei den von Unternehmen mit Sitz im EU-Ausland bezogenen Werbeleistungen kommt es ebenso zur Umkehr der Steuerschuldnerschaft.

b) Für anfänglich hohe Investitionen kann die im Preis enthaltene Umsatzsteuer nicht als Vorsteuer geltend gemacht werden.

c) Die Einfuhrumsatzsteuer beim Bezug von Waren aus dem Drittland wird nicht erstattet.

2. Sobald die einheitliche 10.000 EUR-Schwelle für den Versand von Waren sowie die Erbringung elektronischer Dienstleistungen an Privatpersonen in anderen EU-Ländern absehbar überschritten wird, ist die Anwendung des One-Stop-Shop-Verfahrens zweifelsohne zu empfehlen (hierbei handelt es sich um ein Wahlrecht). Bei der Nutzung von Amazon liegen erfahrungsgemäß viele kleine Lieferungen von geringem Wert in nahezu alle EU-Mitgliedstaaten vor. Würde beispielsweise ein Produkt im Wert von 10 EUR in die Niederlande geliefert werden, wäre bei Schwellenüberschreitung ohne Nutzung des OSS-Verfahrens eine steuerliche Registrierung in den Niederlanden erforderlich. Diese ist sehr aufwendig und muss zusätzlich finanziert werden.

Der gegenüber dem Finanzamt erklärte Verzicht auf die Anwendung des OSS-Verfahrens ist zudem für mindestens zwei Kalenderjahre bindend.